Wittighausen. „Kann ich jetzt mit dem Rufbus meine Enkelin aus Vilchband vom Musikunterricht abholen lassen, klappt das?“ Dies und ähnliche Fragen stürmten auf Thorsten Haas, Geschäftsführer VGMT und Hartmut Schwartz, seit vielen Jahren Verkehrsplaner bei der VGMT, bei einem Informationsabend zum neuen Ruf-Taxi System im Main-Tauber-Kreis im Rathaus in Wittighausen ein. Grundsätzlich ist dies möglich, so Schwartz, „sie müssen das Ruf-Taxi nur rechtzeitig bestellen“. Mindestens eine Stunde vor planmäßigem Halt an der Haltestelle, muss man buchen.
Seit Anfang Januar gibt es auf 21 Linien den neuen Service der Verkehrsgesellschaft Main Tauber (VGMT) und die Resonanz ist äußerst positiv, so Haas. Das Ruf-Taxi sei eine Ergänzung zum bestehenden ÖPNV und keine Konkurrenz. Entstanden ist die Idee in den Köpfen der Verkehrsplaner im Landkreis, nachdem die Ausschreibung für die neuen Buskonzessionen ein besseres Ergebnis gebracht hatte, als gedacht. Das so frei werdende Geld wollten Landrat Reinhard Frank und der Kreistag nicht in den allgemeinen Haushalt fließen lassen, sondern sinnvoll für die öffentliche Beförderung seiner Bürger einsetzen.
Dabei ist der Begriff „Ruf-Taxi“ auf den ersten Blick etwas verwirrend. Anders als bei einem echten Taxi fährt das Ruf-Taxi nicht von Haustür zu Haustür, sondern auf festen Routen mit festen Zeiten. Einzig die Zustiegsmöglichkeit ist ähnlich wie bei einem Taxi. Man muss sich vorher anmelden, um mitgenommen zu werden. „Das geht ganz einfach“, so Schwartz. Entweder man nutzt den heimischen PC oder sein Smartphone und bucht das Ruf-Taxi direkt aus der elektronischen Fahrplanauskunft des VRN (www.vrn.de) oder man bestellt telefonisch unter: 0621-1077077 seine gewünschte Verbindung. Das ist wirklich kinderleicht und für jeden verständlich, verspricht Schwartz und sein Kollege zeigt die Möglichkeiten direkt online auf der Leinwand.
Einen Wermutstropfen haben die Wittighäuser sofort entdeckt, das Ruf-Taxi fährt nicht ins Oberzentrum nach Würzburg. Da vertröstet Schwarz die knapp 30 Besucher auf den Ende 2019 stattfindenden Wechsel in der Bedienung des Schienenverkehrs. Dann wird der Stundentakt auch in Wittighausen eingeführt. Bis zu welcher Nachtzeit dies gelten wird, konnte aber selbst der Fachmann noch nicht sagen. Er verwies dafür verstärkt auf die Möglichkeiten im Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN). Mit einer einzigen Fahrkarte kann man beispielsweise von Wittighausen bis an die französische Grenze fahren und das sind immerhin fast 300 Kilometer. „Und das zu bezahlbaren Preisen“.
Mit dem Ruf-Taxi, so Thorsten Haas, ist es erstmals im Kreis möglich, dass alle 21 Gemeinden vom ÖPNV profitieren. Das Angebot umfasst nun rund 80 000 Fahrten im gesamten Gebiet des VGMT. „Das Ruf-Taxi System ist ein enormer Fortschritt für uns im ländlichen Raum“, warb Schwartz für die Nutzung des neuen Services. Abgerechnet wird das Ruf-Taxi genauso, wie ein Einzelfahrschein auf der normalen Fahrstrecke. Dies sind beispielsweise für die Strecke von Poppenhausen nach Vilchband ganze 2,10 Euro, einfach. Diese Verbindung gab es vorher überhaupt nicht und so sind viele Linien im Landkreis neu hinzugekommen. Ein weiterer Vorteil, alle Jahres- oder Halbjahreskarten des VRN gelten auch für das Ruf-Taxi. Man muss also nicht nochmal zahlen.
Bürgermeister Marcus Wessels sieht das neue Ruf-Taxi System äußerst positiv. „Wir werden die Vertaktung nie so eng hinbekommen, wie in den großen Ballungsräumen, aber das neue Angebot ist schon mal viel besser, als vorher“. Nun muss das System nur noch genutzt werden, forderte Hartmut Schwarz die Bewohner des Landkreises auf. Vor allem an Wochenenden, so die bisherigen Erfahrungen, wird das Angebot schon viel genutzt, aber es sei immer noch Luft nach oben.